„Wir wollen mehr Direktvermarkter, private Initiatoren oder Kommunen dabei unterstützen, etwas für die Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe zu tun“, erläuterten Anton Bernauer und Isabella Aman dazu. Sie betreuen als Projektmanager den Bereich „Regionale Produkte“ im Regionalmanagement. Neben der Planung einer Hausmesse für Hof- und Dorfläden sowie Regionalerzeuger in naher Zukunft habe man sich für das Netzwerktreffen den Rat kompetenter Experten geholt.
Tipps rund um die Themen Marktsituation, Finanzen, Marketingstrategien und Weiterbildung gaben Alfons Leitenbacher, Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Traunstein, und Wolfgang Gröll. Er ist Unternehmensberater und Experte für die Gründung und Führung von Bürger-, Hof- und Dorfläden in Deutschland. Durch den Beitritt des Regionalmanagements zur bundesweiten Vereinigung der Bürger- und Dorfläden e.V. können jetzt auch regionale Mitglieder des Chiemgauer Netzwerks von dem Know-how und den vielfältigen Angeboten profitieren.
Gröll stellte den vor rund 18 Monaten gegründeten Interessensverband vor. Er vertritt die Anliegen der von Privatleuten, Bürgern oder Kommunen geführten Läden bei Gesetzesinitiativen und Förderprojekten. Ebenso will er durch Tipps zu Gründung, Finanzierung, Marktstrategien sowie Fachforen und Weiterbildung die Stellung der Läden gegenüber Discountern und Handelsketten verbessern. Gröll erläuterte, dass der angebliche Trend zum Online-Verkauf von Lebensmitteln und durchgehend geöffneten 24/7-Geschäften in der Fläche tatsächlich nur eine kleine Zahl von Interessenten betreffe. Dies habe eine repräsentative Umfrage gezeigt.
Der Unternehmensberater erläuterte, dass der sich seit Jahren abzeichnende Trend zu regional erzeugter, gesunder Ernährung und die Nachfrage nach Beratung große Chancen für Hof- und Dorfläden eröffne. Er berichtete von passender Ladengestaltung und verbesserten Werbestrategien für „regionale Leitmarken“. Weitere Beispiele waren Schmankerl-Aktionen zusammen mit Gastronomen und der integrierte Verkauf frisch gekochter Speisen im Laden. Dies helfe, die Wertschöpfung der Produkte zu steigern. Durch Apps ließen sich auch sehr individuelle Angebote bewerben.
Alfons Leitenbacher stellte Franziska Schwarz als neue Beraterin im Traunsteiner Amt vor. Sie gebe Landwirten Tipps, um die Vermarktung und Wertschöpfung ihrer Produkte zu verbessern. „Die Direktvermarktung ist ein wichtiges Standbein, um den 3.800 Betrieben unserer kleinstrukturierten Landwirtschaft in den Landkreisen Traunstein und BGL ein gesichertes Auskommen zu ermöglichen.“ Der Trend zu regionalen Produkten und mehr Tierwohl eröffne gute Chancen. Angesichts des Überangebots an Milch und Rindfleisch eröffneten vor dem Hintergrund des Klimawandels auch Obst- und Gemüseanbau sowie Nischenangebote im Zusammenwirken mit Hof- und Dorfläden neue Vermarktungschancen.
In der Diskussion plädierte Bernhard Hennes aus Erlstätt für eine bessere Vernetzung mit Bauernmärkten und Gastronomiebetrieben: „Die Wirte sind zunehmend bereit, unsere guten Produkte abzunehmen. Aktuell fehlt uns das.“ Andreas Wimmer aus Bergen berichtete von sehr guten Erfahrungen und dem großen Verbraucherinteresse bei der Direktvermarktung von Bio-Rindfleisch aus Hofschlachtung. „Da muss allerdings auch die ganze Familie dahinterstehen, weil das viel Arbeit macht.“
Nähere Infos gibt es beim Regionalmanagement der Wirtschaftsförderungs GmbH oder unter www.dorfladen-netzwerk.com.
© Axel Effner M.A.